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Der glorreiche Krieg – Zeitgeschehen 06/21

Verfasst: Di Jul 11, 2017 11:23 pm
von NPC
Der glorreiche Krieg – eine Zwischenbilanz

Knapp drei Monate ist es her, seit der Galaktische Senat der Neuen Republik entschieden hat, in den Krieg zu schreiten, Seite an Seite mit unseren treuen Verbündeten, den Restwelten des Imperiums. Der Krieg war unvermeidbar, dröhnte es Tag ein und Tag aus von den Bildschirmen, wie ein Mantra, das mit jedem weiteren Aufsagen an Glaubwürdigkeit gewinnt. Und in der Tat – der Krieg war unvermeidbar, jedenfalls dann, wenn alle Beteiligten vergessen haben, aufrichtige und echte Verantwortung zu übernehmen. Der Vertrag von Coruscant war der erste Schritt in die richtige Richtung – Waffenstillstand, Waffenabbau und symbolisches Bündnis. Das Ende des Galaktischen Bürgerkriegs hätte eine Epoche dauernden Friedens einleiten können, wenn die Differenzen zwischen beiden Systemen, Republik und Imperium, sukzessive abgebaut worden wären. Das Tor dafür stand lange Zeit offen: Die Imperialen Restwelten waren wirtschaftlich und militärisch am Boden – für viele Bürger hatte das System von Imperator Palpatine versagt und auf manchen Welten ließ das Moff Konzil sogar die Wahl der Gouverneure zu – wohlgemerkt eine Listenwahl, bei der die Vorauswahl mit großer Wahrscheinlichkeit durch die Führung auf Bastion mit scharfem Auge durchgeführt wurde – aber doch ein erstes Eingeständnis der Not. Die Zeit für Aufbruch war gekommen – das Imperium hat seinen Biss und seine Bürger den Willen verloren, ein System weiterzutragen, das nicht nur unglaublich viel Leid über die Galaxis gebracht hatte, sondern auch unter wirtschaftlichen Bedingungen nicht mehr tragfähig war. Der Nährboden für Reform war gegeben und es bedurfte nur noch jemandes, der diese Situation ausnutzte. Die Republik jedoch zog sich in ihre Rolle als unbeteiligte Beobachterin zurück – sie hatte ihre eigenen Probleme zu bewältigen und warum sollte man unnötig Ressourcen in die Modernisierung eines fremden Staates stecken - „das Imperium ist ja schließlich nicht unser Problem.“
Dem muss aber entschieden widersprochen werden. Doch! Das Imperium ist ein republikanisches Problem. Es muss wiederholt werden, dass beide Systeme auf Dauer nebeneinander nicht bestehen konnten, wenn nicht ein gesellschaftliches Annähern erfolgte. Es konnte nicht ausreichend sein, eine gestrichelte, imaginäre Grenze um die Imperialen Territorien zu ziehen und zu sagen – ab dieser Linie interessiert uns die Galaxis nicht mehr. Ein solches Vorgehen wäre nicht nur unmoralisch und falsch - schließlich hat sich die Republik dem Frieden und die Freiheit in der ganzen Galaxis verschrieben – es sogar in ihrer Charta als oberstes Prinzip festgeschrieben - , es ist darüber hinaus auch noch aus Gründen der eigenen Sicherheit unklug. Die Republik hat Millionen von Bürgern, die nicht der menschlichen Spezies angehörten, im Stich und zurückgelassen. War das der Preis dafür, dass die Rebellenallianz sich zum galaktischen Staat erhoben hat? Der Preis dafür – die Rechnung für jahrelange Vernachlässigungen bekommt die Republik – nein – bekommt die ganze Galaxis jetzt serviert.

Der ungenutzte Nährboden gepflügt durch ein wiedererstarkendes Imperium unter Leitung von autokratischen Bürokraten auf Bastion – die eingebrachte Saat jedoch fuhr das Regime ein, das lange Zeit von allen Beteiligten ignoriert wurde und heute große Teile der Imperialen Welten in seine Kontrolle gebracht hat – das Neue Imperium.
Das Neue Imperium versprach den Bürgern des Imperiums, wozu weder Republik, noch die Machthaber auf Bastion in der Lage waren – einen offeneren Staat, in dem jeder Bürger – ob Mensch oder Nichtmensch einen Platz haben durfte – sowie eine Vision, die sowohl dem Staat als auch dem einzelnen Bürger eine Aufgabe und einen Zweck zuwies, mit der sich ein jeder Imperialer mehr oder minder identifizieren konnte. Das passende Narrativ hierzu wurde durch die Untätigkeit der Republik auch noch genährt: Seht auf die Rebellenrepublik auf Coruscant- sie haben die Galaxis gespalten, Krieg über sie gebracht und überlassen nun die Unterdrückten sich selbst. Ihr Feindbild ist nicht makellos aber wirksam. Das Neue Imperium geriert sich als Außenseiter – welcher in epochaler, heldenhafter Manier über ein Unrechtsregime aufbegehrt und über dieses triumphieren wird – so jedenfalls in seinen eigenen Augen. Für wahr, den reflektierten und weltoffenen Bürgern dieses Staates dürfte die Ironie nicht entgangen sein, dass in diesem Narrativ die Rollen verkehrt und das Neue Imperium die vermeintliche Rolle der einstigen Rebellenallianz beansprucht – wobei ihr Ziel nicht Freiheit, sondern das Ende der Freiheit darstellt. Den einfachen Gemütern dürfte diese Vision schmecken. Politische Verantwortung kann man wohl kaum von dem Einzelnen erwarten, wenn man Zeit seines Lebens in einer Militärdiktatur gelebt hat, die mit größter Sorgfalt Propaganda vor der bösen Republik Ängste vor der Demokratie schürte.

Nun denn – das Neue Imperium hat gewonnen – jedenfalls den ersten Teil des Kampfes. Auf lange Sicht wird jedoch auch Imperator Jin mit seinem Gefolge in der Versenkung der Geschichte verschwinden, die bereits Palpatine und dessen folgenden Kriegsherren verschlungen hat. Die Demokratie ist, das hat bereits die galaktische Geschichte gezeigt, auf Dauer die einzig humane Staatsform, die eine Daseinsberechtigung hat. Wenn der Tag gekommen ist, an dem die Republik auch diesen Feind davongejagt hat, sollen sie sich an ihren eigenen Schwur erinnern, der ganzen Galaxis zu dienen.
Bis dahin jedoch wird sicherlich noch einige Zeit vergehen, in der ihre Fehler einen furchtbaren Blutzoll verlangen. Möge die Macht mit uns allen sein.

Zeckar Vargoon ist Chef-Redakteur des VuJ (Verbund unabhängiger Journalisten) und Autor des jüngst erschienenen Werkes „Der verpasste Frieden“.